Freitag, 3. Juni 2016

Milcheinschuss, Stillen, Milchstreik und die Brust-Schimpfphase

Stillen, die natürlichste Sache der Welt … und doch in der heutigen Welt nicht immer natürlich.


Da ich sehr nach meiner Oma komme, hatte ich die Hoffnung in der Schwangerschaft fast aufgegeben nicht stillen zu können. Denn sie hatte bei meinem Vater leider keine Milch.

So habe ich schon gegen Ende der Schwangerschaft begonnen Stilltee von Weleda und Malzkaffe / -bier zu trinken. 
Einfach in der Hoffnung genügend Milch zu bekommen um mein Baby damit zu ernähren.

Um ehrlich zu sein, auch weil mir die Pre Nahrung einfach zu teuer und umständlich war.
Warum kaufen wenn man vielleicht „Glück“ hat und selbst Milch „herstellen“ kann?!

Schon in dem Geburtsvorbereitungskurs wurde meine Hoffnung bestätigt später stillen zu können, denn lt. Hebamme sind nur 5% der Frauen nicht in der Lage voll zu stillen und müssen zu-oder gar ganz mit der Flasche füttern.
Bei vielen Frauen sei es hauptsächlich ein Kopfproblem bzw. geben sie zu schnell auf.

Die Geburt war vorbei und mein Körper war lieb zu mir, denn schon paar Stunden später hatte ich den Milcheinschuss (und was für einen). 
Meine Brüste waren gefühlt riesig und einfach nur prall.
Beim abtasten hab ich überall nur Knubbel gespürt (wie Tischtennisbälle). 

Am späten Abend (am 09.03.2016) musste ich sogar schon abpumpen, denn Liam wollte noch nicht an der Brust trinken.
Was aber wohl für die ersten 24h nach der Geburt vollkommen normal sei.

Das Gefühl das erste mal diese Handpumpe anzulegen war komisch und das Vakuum tat echt weh.
In dem Moment dachte ich mir nur „Wenn das immer so weh tut, dann verstehe ich das viele nicht stillen bzw. ob ich überhaupt stillen will?!“ 
Aber ich hab mich tapfer durchgebissen und weiter abgepumpt bis ich ca. 30 ml zusammen hatte, welche man Liam mit ner Spritze vorsichtig in den Mund gegeben hat.
Das meiste von der hart erkämpften Muttermilch hat der Kleine natürlich wieder ausgespuckt - Frechheit! :)

Am nächsten Tag haben wir wieder versucht Liam anzulegen und was soll ich sagen ?! Der Kleine hatte Blut ääähm Milch geleckt und hat sich schnell fest gesaugt.
Uiiii, das Gefühl war auch nicht ohne und es hat gezogen bis in den kleinen Zeh.
Erstrecht wenn ich ihn nicht richtig angedockt hatte und er nur den Nippel und nicht genügend Warzenhof eingesaugt hatte, hat es mir teilweise fast die Tränen in die Augen getrieben.

Beim allerersten mal bin ich sogar weg gezuckt und habe mein Brust aus seinem Mund gerissen - autsch.

Im Krankenhaus habe ich fast nur im liegen gestillt - keine Ahnung warum, wurde mir nur so gezeigt. 
Und es klappte recht schnell recht gut.

Nur wie dockt man die kleinen ab wenn sie sich falsch angesaugt haben?! 
Hier habe ich den Fehler gemacht und versucht den Nippel so rauszuziehen - was überhaupt nicht gut war für meine mittlerweile etwas sehr sensiblen / gereizten Brustwarzen.

Das ich einfach den kleinen Finger in den Mundwinkel stecken muss und dadurch das Vakuum löse wurde mir erst später gesagt.

Was mir sehr sehr gut geholfen hat bei meinen empfindlichen Brustwarzen und zwar schon im Krankenhaus, die Multi-MAM Kompressen und die Brustwarzensalbe von Lansinoh.
Diese habe ich abwechselnd immer wieder aufgetragen.
War sehr praktisch ist, dass man diese vor dem stillen nicht extra entfernen muss, sondern man gleich andocken kann.

Auch hab ich ab und an Heilwollte in meinen StillBH getan (aber da dürfen die Brustwarzen nicht nässen oder so, sonst klebt es) - war zwar kein Wundermittel aber etwas geholfen hat auch das.


Nach ein paar Tagen bin ich ja Entlassen worden, aber mein Baby leider nicht.
Da wurde ich gefragt wie sie mein Baby ernähren sollen, ob sie Pre Nahrung geben sollen oder ich stillen / abpumpen möchte.
Da gab es für mich keine Diskussion - natürlich bekommt mein Kind meine Muttermilch.

Es folgten ein paar schwierige und stressige Tage, anstatt sich aus zu kurieren und die Strapazen der Geburt zu verarbeiten, sind wir bis zu 3x ins Krankenhaus gefahren (immer dann wenn die Lichttherapie Pause hatte).
Zu Hause habe ich fleißig abgepumpt.

Der einzige Vorteil an der ganzen Situation war, dass Patrick so seinen Sohn auch mal füttern konnte.
Was er sehr genossen hat.

Dann ging es ja nach Erfurt, in die Helios Klinik. Auch da musste ich abpumpen, aber ich habe auch wieder angefangen zu stillen.
Wir hatten da zum Glück keine weiteren Probleme gehabt, Liam hat ohne zu murren Flasche sowie Brust angenommen.
Ich hatte ja befürchtet das er mittlerweile nur noch die Flasche will, da diese wesentlich leichter für ihn ist.

Nur machten mir meine Brüste echt Angst. Die waren so hart, so prall und taten echt weh.
Ich lief nur aus und musste ständig abpumpen.
An Milch hatte ich zum Glück echt reichlich.

Nur wurden meine Brustwarzen immer empfindlicher und teilweise hat es mich vorm erneuten andocken oder abpumpen echt erschaudert.
Meine Hebamme sprach mir gut zu und meinte, dass der Ansaugschmerz in der Regel nach 2 Wochen abebbt bzw. ganz verschwindet.

Und gute Nachricht: sie sollte Recht behalten.
Mittlerweile merke ich gar nix mehr auch sind meine Nippel schon lange nicht mehr Wund.  

Aber die ersten Wochen waren dafür alles andere als schön bzw. einfach.
Ich hatte zwar kein Problem damit zu wenig Milch zu haben, aber ich hatte mit dem Gegenteil zu kämpfen - viel zu viel.
Liam schaffte nicht mal eine Brust, so das ich nach dem Stillen noch abpumpen musste.
Was aber wiederum die Milchproduktion ankurbelt.
Ein kleiner Teufelskreis.

Auch war das stillen in der Nacht für mich alles andere als schön.

Ich schlief ohne BH, damit frische Luft an die leicht wunden Brustwarzen kam. Aber durch die viele Milch und besonders wenn ich Liam stillte (oft im sitzen - keine Ahnung warum ich nicht von Anfang an im liegen in der Nacht gestillt habe) war mein Stillnachthemd komplett nass, da die andere Brust ausgelaufen war und das nicht gerade wenig.
Beim Bäucherchen machen, spuckte Liam mich fast immer auch noch mit ner ordentlichen Ladung Milch an, so das einfach nur alles nass und kalt war.
Alles klebte und roch nach Milch.

Selbst wenn ich frisch geduscht hatte, hab ich nur noch Milch gerochen.
Gepaart mit meiner Übermüdung und dem Baby Blues war ich teilweise nur noch genervt und auch angeekelt.

Ich weiß, es hört sich ziemlich hart an und im Nachhinein kann ich es auch nicht mehr verstehen warum ich so genervt davon war - aber es war so.
Meine Nerven waren komplett durch.
Und von Erholung im Wochenbett konnte ich nur träumen.

Rückblickend betrachtet war es eigentlich alles gar nicht so schlimm.
Was Hormone nicht alles anstellen mit einem…

Nach knapp nen Monat wurde ich entspannter - mit der nächsten Windelgröße um ehrlich zu sein.
Denn bei Größe Nr. 1 musste ich nach jeder !!! Stillmahlzeit (alle 2h) aufstehen und Liam frisch wickeln.
Habe ich es mal nicht gemacht, weil ich einfach fix und fertig war und nicht aufstehen wollte / konnte, war er ausgelaufen und ich musste ihn auch noch neue Schlafsachen anziehen.
Ab Größe 2 gibt es von Pampers Nachtwindeln - und die sind ein Traum, seit dem steh ich noch einmal auf (mittlerweile erst gegen 5 / 6 Uhr in der früh).
Mittlerweile genieße ich das stillen richtig. Es ist einfach zu schön zu sehen wie der kleine sich rankuschelt und trinkt.
Mal sehr gierig, mal richtig genüsslich.
Sich selbst abdockt wenn er satt ist um dann mit der Brust zu kuscheln.

Wie manche von vornerein es ablehnen zu stillen oder es gar ekelhaft finden, kann ich persönlich nicht verstehen.
Es gibt eigentlich nix schöneres und praktischeres.
Klar muss sich erstmal alles einfuchsen und bei den einen klappt es einfacher und bei manchen ist es schwieriger.
Aber wer wirklich will, bei dem müsste es eigentlich auch klappen.

Wenn ich da Geschichten von meinen Mädels höre, die hatten es teilweise echt nicht einfach mit dem stillen.
Dagegen hatte ich wirklich „Luxusprobleme“.

Bei einer hat die Kleine die Stücke von der Brustwarze abgebissen - allein bei dem Gedanken schmerzt mein Nippel.
Aber sie hat nicht aufgegeben und hat weiter gestillt.

Bei einer sehr guten Freundin von mir, lief es zum Anfang auch nicht so gut. Aber auch sie hat immer wieder versucht zu stillen - bis sie genügend Milch hatte für ihren Sohn.
(Wer Ihre Geschichte lesen möchte kann es hier machen.) 

Aber auch bei uns gibt es immer wieder kleinere Probleme.
Wie bis vor kurzem.
Da hat Liam von heut auf morgen einfach nicht mehr an meiner Brust trinken wollen und hat sie minutenlang angeschrien, obwohl er Hunger hatte.
Ich war echt verzweifelt und habe mit meiner Hebamme gesprochen was los sei … Brustschimpfphase war die „Diagnose“.

Na toll .. und nun?!

Zwei Möglichkeiten: 
Einfachen Weg gehen und die Flasche von nun an geben.
Schweren Weg gehen und immer wieder die Brust geben.

Wir haben uns für den schweren Weg entschieden und toi toi toi, seit ein paar Tagen ist alles wieder gut.

Auch hatte ich zwischenzeitlich mit weniger Milch zu kämpfen.
Was zum Glück nur 1-2 Tage war.
Da habe ich einfach wieder den Stilltee getrunken und allgemein etwas mehr Wasser, auch Buttermilch habe ich viel getrunken.
Immer wieder angelegt oder mit der Handpumpe bissel gepumpt um anzuregen und was soll ich sagen?! 
Jetzt sind meine beiden Freundinnen wieder rund und prall ;)

Es ist halt nicht immer alles heiter Sonnenschein und auch wenn ich wirklich Glück habe mit dem Stillen - es gibt immer wieder paar Stolpersteine.

Genauso wo Liam richtig böse Koliken hatte und ich ihm mit der Flasche etwas Fencheltee gegeben habe.
Seine Bauchschmerzen wurden besser, aber er fing mit einmal an an der Brust rum zu zicken.
Nicht geschrien, aber er konnte mit einmal nicht mehr richtig saugen und sich andocken, ließ gleich wieder los und wurde immer unruhiger weil es nicht klappte.
Der Anfang einer Saugverwirrung … also ließ ich die Teeflasche weg und nach ein paar Wochen funktionierte es wieder.

Nun ist mein Baby fast 3 Monate alt und ich trauere jetzt schon der Zeit des abstillens entgegen.
Mit 5 Monaten soll er die ersten Breichen bekommen und irgendwann werden die nach und nach die Milch ersetzen.
Auf einer Seite erlange ich so ein Stück meiner Freiheit wieder, aber es ist halt einfach zu schön wenn er an meiner Brust trinkt und manchmal auch einfach nur Trost spendet.

Sollte Liam ein Geschwisterchen in Zukunft bekommen, hoffe ich das ich auch wieder so gut stillen kann und werde meine Handmilchpumpe schon mit ins Krankenhaus nehmen (klar kann man sich auch eine ausleihen - aber mit der Zeit ist meine wie ne Freundin für mich geworden. Sie kennt meine Brüste ganz genau ;) )

Denn sollte ich wieder so einen extremen Milcheinschuss bekommen wie dieses mal, ging es ohne ein wenig abzupumpen gar nicht.
Meine Brüste waren so prall das Liam mit seinem Minimündchen die Brustwarze gar nicht fassen konnte - sie war zu fest.

Also kurz angepumpt, durch das Vakuum formte sich die Brustwarze perfekt und er konnte schön nuckeln.



Meine Milchpumpe - einfach aber effektiv.

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