Wie stellt man es sich vor, die ersten Tage mit Kind und als frisch gebackene Mama?!
Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, denn ich hatte vorher mit Kindern oder gar Babys gar nix am Hut.
Doch so hatte ich es mir mit Sicherheit nicht vorgestellt…
Der erste Tag war recht „entspannend“, Liam war von der Geburt noch geschafft und hat sehr viel geschlafen, so das auch ich mich recht gut erholen konnte. Wobei ich die erste Nacht ohne Ibuprofen nicht überstanden hätte, denn durch die PDA hatte ich ziemliche Rückenschmerzen.
Ich hatte zwar versucht zu stillen, aber der Kleine war noch so k.o. das er keine Kraft hatte.
Aber ich hatte gegen Abend schon meinen Milcheinschuss und meine Brüste waren prall und taten weh, so das ich mit ner Handpumpe versuchte etwas abzupumpen.
Und siehe da, es kam sogar schon etwas.
Die Schwester hat dann versucht Liam mit ner Spritze die Milch zu geben, damit er wenigstens etwas Flüssigkeit bekommt.
Am nächsten Tag (10.03.) hatte der Kleine Mann schon mehr Kraft und wir haben das erstemal versucht zu stillen.
Und was soll ich sagen - autsch.
Ich hab mich echt erschrocken beim ersten Ansaugversuch,
Jetzt im nach hinein ist es wirklich nur die ersten Tage „schlimm“, aber wenn man es nicht kannte ist es schon recht merkwürdig.
Erstrecht weil meine Brustwarzen durch das abpumpen etwas sensibel waren.
Das kuscheln im Bett war echt wunderschön, auch wenn ich angst hatte ihm weh zu tun oder gar etwas abzubrechen.
Ich hatte ja noch nie in meinem Leben so einen kleinen Wurm im Arm.
Aber von dieser überschwänglichen Liebe habe ich noch nix gespürt.
Ich musste erstmal verarbeiten und verinnerlichen das das jetzt wirklich MEIN KIND ist.
Natürlich kam sämtliche Verwandschaft zu besuch. Was ich im nach hinein bereue und was ich (sollte ich nochmal ein Kind bekommen) nicht mehr machen werde.
Es war für Liam einfach zu viel, dass viele hochnehmen und angefasst zu werden und die Quittung habe ich zu später Stunde bekommen.
Der kleine hat nur geweint und geschrien und ich hatte keine Ahnung wie ich ihn beruhigen konnte.
So das zum Schluss die Nachtschwester kam und den kleinen aus meinem Zimmer geholt hat, damit ich etwas schlafen konnte.
Da lag ich nun in meinem Krankenhausbett als frisch gebackene Mama, worauf ich so viele Wochen gewartet habe und man hat mir mein Kind weg genommen weil ich es nicht geschafft habe ihn zu beruhigen.
Mir liefen die Tränen in Strömen weil ich dachte ich würde jetzt schon versagen, bis ich endlich eingeschlafen bin.
Frühs brachte man mir Liam wieder, damit ich ihn stillen konnte.
Er war recht friedlich - bis er munter wurde.
Und schon fing er wieder an zu weinen.
So ging es den ganzen Tag lang weiter, wenn er nicht gerade geschlafen hat, hat er geweint.
Wo waren die glücklichen Momente und die Glückseligkeit auf die man sich so gefreut hat?!?!
Das hormonelle Chaos in mir war perfekt und ich hatte Angst vor Samstag, denn da sollten wir entlassen werden.
Was wenn ich zuhause den Kleinen auch nicht beruhigen kann?
Was wenn ich das mit dem Stillen nicht hinbekomme?
Was wenn ich mit meinem Baby total überfordert bin und was falsch mache?
Wieder Fragen über Fragen, wieder kam die nächste Nacht und wieder ließ sich Liam nicht beruhigen.
Wieder kam die Nachtschwester und nahm mein Baby mit.
Wieder lag ich im Bett und weinte.
Schlich auf den Flur um zu lauschen ob mein kleiner noch weinen würde.
Bis ich mich wieder in den Schlaf weinte.
Es war Samstag … der Tag an dem wir nach Hause gehen konnten.
Ich war so froh endlich aus diesem Krankenhaus zu kommen.
Endlich wieder zuhause sein.
Auch wenn ich Angst hatte, freute ich mich mittlerweile mit dem Kleinen heim zu kommen.
Doch es kam anders … Liam durfte Samstag nicht mit mir zusammen nach Hause.
Er musste auf die Neo unters „Baby-Solarium“ da er diese Neugeborene Gelbsucht hatte.
Als man mir das mitgeteilt hat, habe ich natürlich sofort wieder angefangen zu weinen.
Diese Hormone machen einen ganz schon kirre.
Da ich nicht wollte das mein Kleiner diese künstliche Nahrung bekommt, habe ich zuhause fleißig abgepumpt und wir sind mehrmals täglich hochgefahren um ihn zu füttern.
Jedes mal wenn eine Pause von der Lichttherapie gemacht wurde.
Es war echt schlimm den kleinen da so allein in dem Kasten zu sehen, kaum auf der Welt und schon so isoliert.
Liam bei der Lichttherapie
Aber ich gebe es zu, die Nächte zuhause ohne Kind, sie haben mir nochmal Kraft gegeben.
Denn da ich ja schon einige Tage vor Liams Geburt im Krankenhaus war, war ich einfach nur down.
Montag sollten wir frühs anrufen ob wir den Kleinen mit nachhause nehmen können oder ob er nochmal unters „Solarium“ kommen muss.
Und leider war sein Wert wieder angestiegen, so dass die Lichttherapie weiter geführt werden musste.
Kurz nach dem Mittag, Patrick und ich waren gerade dabei etwas zu essen, klingelte unser Telefon.
Das Krankenhaus war dran und teilten uns mit, dass wir 14Uhr mit dem U-Heft auf die Neo kommen sollten.
Uns war der Appetit vergangen und die Sorge stand uns beiden ins Gesicht geschrieben - was ist denn jetzt schon wieder los?
Im Krankenhaus angekommen, warteten wir in einem separaten Raum und schon bald kam die Ärztin.
Was sie uns mitteilte riss uns den Boden unter den Füßen weg, meine ganze Welt brach zusammen … DAS konnte doch nicht wahr sein.
Nicht unser Sohn, nicht unser Liam, nicht wir.
Nein nein nein … das konnte einfach nicht sein.
Sie teilte uns mit, dass bei einem Ultraschall der Niere auf der einen Seite viele Unebenheiten gefunden worden waren was auf Tumore schließen lässt.
Er würde morgen (also Dienstag) nach Erfurt verlegt werden und dort müsse man ihn operieren und ihm Niere und / oder Nebenniere entfernen.
Auf meine Frage ob das Lebensbedrohlich sei, meinte sie, dass man das zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen kann.
Das ist doch wohl ein schlechter Witz.
Kaum ist er auf der Welt, soll er schon operiert werden und dann auch noch mit ner Organentnahme?
Soll ich etwa schon ne Beerdigung organisieren?
Das kann nicht wahr sein.
Zuhause angekommen, packte ich wieder meine Tasche, da ich mit nach Erfurt fahren würde.
Patrick und ich waren nicht wir selbst. Lagen und immer wieder in den Armen und versuchten uns Mut zuzusprechen.
Natürlich ging gegen Abend auch noch meine elektrische Milchpumpe von Avent kaputt.
Es musste schnell Ersatz her, so ist Patrick in die Apotheke und hat mir eine organisiert.
In der Zwischenzeit habe ich versucht unserer Familie mitzuteilen was los sei und das wir uns melden würden wenn wir genaueres wüssten.
Natürlich will die Familie alles genau wissen, und machen sich mega Sorgen. Aber in dem Moment standen wir 3 an erster Stelle und mussten erstmal schauen wie es weiter ging und da nervten die ständigen Fragen nur.
Erstrecht weil man versuchte die anderen zu beruhigen - doch wer beruhigte uns?!
Noch am Abend habe ich mit meiner Hebamme telefoniert.
Ich brauchte einfach jemanden mit dem ich reden konnte.
Auch sie war geschockt über die vorläufige Diagnose und versuchte mir zu erklären was es noch sein könnte.
Verstanden hab ich in dem Moment ehrlich gesagt gar nix.
Die Nacht verbrachten wir eher wach als schlafend um um 11 Uhr am nächsten Tag waren wir wieder im Krankenhaus.
Patrick hatte den kleinen auf dem Arm und mir liefen die Tränen.
Sollte das schon gewesen sein mit unserer Familie?
Gegen 14 Uhr wurde der Krankentransport bestellt und ich fuhr zusammen mit Liam nach Erfurt in die Klinik.
Er hat die ganze Fahrt über friedlich geschlafen und ich habe ein Foto nach dem anderen von ihm gemacht.
Die Schwestern in der Klinik waren super.
Sie haben Liam so herzlich behandelt - kein vergleich zu dem Krankenhaus hier.
Liam wurde zu ein paar Untersuchungen gebracht und nun hieß es warten bis man mit uns redet.
In der Zwischenzeit war Patrick auch angekommen.
Dann war es soweit … wir erhielten die Diagnose: Einblutung der Nebenniere.
KEINE Tumore. KEINE OP.
Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen.
Es wurden in den nächsten Tagen noch weitere Untersuchungen gemacht, um ganz sicher zu sein.
Am Donnerstag durften wir dann mit Liam nach Hause fahren.
Jetzt war es endlich soweit und ich freute mich riesig.
Die Schwestern in der Klinik haben mir auch noch ein paar Ratschläge mit gegeben und paar Sachen gezeigt.
Bin echt begeistert von der Klinik dort.
Schade das sie etwas weiter weg ist - sonst würde ich definitiv dort mein zweites Kind bekommen.
Mit 1 Woche und 1 Tag kam Liam endlich zu uns nach Hause.
Jetzt konnte das Familienleben beginnen.
Zwar musste man noch paar mal zur Nachkontrolle hinkommen, bis die Einblutung verschwunden ist. Aber das ist ja alles kein Problem.
Hauptsache es geht dem kleinen gut und es muss nicht operiert werden.
Sollte ich allerdings die Ärztin von hier nochmal wieder sehen, weiß ich nicht was passiert.
Denn wie kann man denn bitte jemanden so eine Diagnose mitteilen ohne wirklich sicher zu sein?!?!?!
Tumore und Organentfernung - dabei ist es „nur“ ne Einblutung.
Welche durch die anstrengende und zu lange Geburt kam (er war ja zu lange im Geburtskanal).
Liam am 9.3. - nur paar Stunden alt.
Liam am 10.3. - ja er kann auch mal friedlich schlummern :)
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