Samstag, 19. März 2016

Das "Wunder" der Geburt ... mein persönlicher Geburtsbericht

Die ganze Schwangerschaft über macht man sich Gedanken wie es wohl sein wird … das Wunder des Lebens - die Geburt.

Wie werden wohl die Wehen sein? 
Wie werden sie sich anfühlen?
Wann werden Sie kommen? 
Werde ich die Wehen unterscheiden können?
Wird mir die Fruchtblase platzen? 
Passiert es vielleicht sogar eine Öffentlichkeit?

Fragen über Fragen und dann kommt es doch mit einmal ganz anders…


Am 01.03. 2016 (Dienstag) hatte ich wieder meine Routinemäßige Kontrolle beim Gyn.
Gewicht, Blutdruck und CTG wurden kontrolliert.
Beim CTG schreiben, kam die Schwester und kontrollierte noch einmal meinen Blutdruck.

Als ich zum Doc rein kam fragte er mich wie es mir ginge, als ich meinte es geht mir gut war er recht überrascht und meinte 
„Wie kann es Ihnen gut gehen, Sie haben katastrophale Werte. Ich überweise Sie ins Krankenhaus zur Einleitung“.
Ich war etwas geschockt. 
Das ich extreme Wassereinlagerungen hatte war mir bewusst, auch das ich immer wieder Eiweiß im Urin hatte. Aber das mein Blutdruck so extrem hoch war, war neu.
Alles drei waren Anzeichen für eine Gestose, auf deutsch Schwangerschaftsvergiftung.

Als ich wieder im Auto saß, habe ich sofort Patrick angerufen und wir wussten nicht ob wir uns freuen oder besorgt sein sollten.
Immerhin sollten wir jetzt schon Eltern werden.
Also nachhause, Tasche fertig gemacht und ins Krankenhaus gefahren. 

Im Krankenhaus lag ich mit einem Mädel in meinem Alter auf einem Zimmer welche ca. 6 Tage weiter war als ich.

Nach einige Kontrollen und ner Blutdrucktablette passierte nicht mehr viel an diesem Tag.

Am nächsten Tag meinte man zu mir das man jetzt auf keinen Fall schon einleiten würde, sondern erst versucht meinen Blutdruck in Griff zu bekommen.
Also gab es noch mehr Blutdrucktabletten. 
Immer wieder CTG und ansonsten passierte auch zu dem Zeitpunkt nicht mehr viel.

Meine Tablettendosis wurde immer weiter erhöht, zum Schluss war ich bei 4x2 Tabletten. Mein Blutdruck ging ab und an „runter“ auf 160/100 (meistens war er aber noch höher). 

Die ganzen Tabletten hinterließen ihre Spuren, meine Kreislauf war teilweise im Keller, alles hat sich gedreht und ich hab fast nur noch geschlafen.
Die Herztöne wurden auch langsam etwas schlechter vom Kleinen, so das man mich am Sonntag nach dem Frühstück das erste mal versucht hat mich einzuleiten mit Gel.

Aber das hat nix gebracht und ich war mittlerweile so mit den Nerven runter das ich fast nur noch geheult habe.
Ich hatte heimweh, wollte zu meinem Mann und meinen Katzen und einfach mal raus aus diesem blöden Krankenhaus.
Mir ging es „gut“ als ich rein kam und mittlerweile war ich so fertig durch die ganzen Tabletten.

Patrick kam dann und ich durfte 1,5h draußen rum laufen (wo wir dann heimlich kurz heim gefahren sind und ich meine Katzen kurz gekuschelt habe). 

Auch Montag wurde ich wieder eingeleitet - ohne Erfolg.

Dienstag nach dem Frühstück das gleiche nochmal.
Langsam war ich echt gefrustet.
Mittags war Patrick wieder zu besuch, aber ich war einfach nur noch k.o. und müde.
Es wurde wieder CTG geschrieben, was ich komplett verschlafen habe. 
Kurz nach 12:30 Uhr bin ich auf Toilette und merkte das mein Slip etwas nass war.
Zurück im Bett hab ich gesehen das nicht nur der Slip nass war sondern auch das Bett.
Die Schwestern gerufen und die haben nach einer kurzen Kontrolle bestätigt das meine Blase gesprungen sei.
Also ab in den Kreissaal bzw. „Wartburg“.
Und kaum war ich da angekommen fingen auch schon die Wehen an.
Ein heftigen ziehen vorne im Intimbereich, welches immer schlimmer wurde. 
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir das die Abstände alle 2 Minuten waren. 
Ich sollte mich wegen dem CTG hinlegen, aber das ging nicht.
Im liegen entwickelten sich die Wehen zu einem halben Wehensturm, sie ebbten einfach nicht ab und es gab keine Pause also hab ich mich wieder hingesetzt auch wenn die Hebammen es nicht wollten.
Aber hallo - scheiß aufs CTG wenn ich es nur im sitzen ausgehalten habe.
Mein ganzer Körper war mittlerweile schweißgebadet. Mir war heiß und kalt. Das Zimmer hat sich gedreht und später hab ich nur noch gebrochen.
Gegen 19 Uhr wurde nach meinem Muttermund geschaut - 3cm!!!!

Ich konnte nicht mehr.
Liegen ging nicht und im sitzen war mir so schwindlig das ich mich kaum aufrecht halten konnte.
Auch wenn ich es nicht wollte - ich habe nach ner PDA verlangt.
Also wurde ich in Kreissaal gebracht an zig Geräten angeschlossen.
Der Blutdruck war extrem hoch.
Man hat fast ne Stunde gebraucht bis die PDA gelegt war - denn man hat keinen Zugang gefunden und immer wieder war ne Wehe da, wo sie nicht gestochen haben.

Aber bei dem Narkoseteam war eine kräftige Frau dabei, die vor mir stand als ich nen runden Rücken machen musste.
Und irgenwann hab ich realisiert das mein Kopf auf Ihrer warmen weichen Brust lag und sie mich getätschelt hat - man war das schön.
Das hab ich einfach gebraucht.

Als die PDA wirkte war ich im Himmel.
Es war mit einmal echt kaum noch ein Schmerz da, so das ich etwas zu Kräften kommen konnte und Patrick mich etwas abgelenkt hat.

Gegen 22 Uhr hörte die PDA auf zu wirken und die Wehen waren jetzt im unteren Rückenbereich.
Diese wurden recht schnell auch ziemlich heftig. 

Irgendwann kamen auch mal die Hebammen (von denen bin ich sehr enttäuscht und ich weiß nicht ob ich in diesem Krankenhaus jemals noch ein Kind bekommen werden - sollten wir uns dazu entschließen noch ein Geschwisterchen für Liam zu bekommen).

Ja und dann war auch „schon“ die Geburt im volle Gange.
Die Presswehen waren brutal aber leider zu kurz, so dass ich jeweils nur 1- 1 1/2 x pressen konnte und schon war die Wehe vorbei.
Ich hatte einfach keine Energie mehr und alles hat sich gedreht.

Ein Blick auf die Uhr sagte mir es war schon 23:30 Uhr aber es schien kein Ende zu nehmen.
Ich hab die Hebamme und den Arzt angefleht irgendwas zu machen damit es vorbei ist.
Der Arzt drückte schon auf meinem Bauch rum die Hebamme weiß ich gar nicht was die gemacht hat - hab ich vergessen.
Der Druck den ich unten hatte war enorm, vergleichbar mit einer mega Verstopfung welche sich einfach nicht löst, egal wie doll man presst (nur schlimmer).

Irgendwann ging der Arzt (zum zweiten mal an den Schrank - beim ersten mal hab ich gesehen das er das „Besteck“ zum schneiden geholt hatte) und hat die Glocke geholt, welche Patrick sogar noch mit aus der Verpackung holen musste.

Die Presswehen gingen weiter und der kleine kam aber einfach nicht raus. 
Der Druck unten war so enorm, das Köpfchen war schon ein Stück draußen aber ich hatte einfach keine Kraft mehr zu pressen. 
Die Wehen waren mittlerweile so kurz das ich gerade einmal noch pressen konnte.

Und dann um 0:02Uhr war es endlich vorbei.
Ich merkte nur wie etwas enormes raus flutschte und ich zusammengesackt bin und froh war das es endlich vorbei war.

Ich habe alles nur noch wie im Tran mitbekommen. 

Kurz darauf hab ich gefragt, wo mein Kind sei - denn das hatte man mir noch nicht gegeben und ich habe es auch noch nicht gehört gehabt. 
(Lt. Patrick später hatte der Kleine aber kurz geschrien).

Die Kinderärztin hatte Liam gleich mitgenommen zur Untersuchung, da es auch für ihn sehr anstrengend war und er sehr lange im Geburtskanal steckte.

Mir wurde etwas gespritzt da die Nachgeburt nicht raus kam, nach paar Minuten kam nochmal eine Wehe und es machte wieder flutsch.
Vom Gefühl her würde ich sagen, es fühlte sich an als wenn man einen Tintenfisch gebären würde. Glitschig und komisch.

Ich sollte meine Beine auf die Haltevorrichtungen legen (wie beim Frauenarzt) und der Arzt fing an mich zu nähen.
Als ich wieder etwas bei mir war, meinte ich zum Arzt er solle das nur ja anständig da unten machen, so das sie wieder hübsch wird. :)

Mittlerweile hatte ich den kleinen, eingemummelt in ein dickes Handtuch, auf mir liegen.
Und wir haben ihn begutachtet,

Aber ich gebe ehrlich zu - von dem sogenannten magischen Moment habe ich leider nichts gespürt.
Ich hab den Kleinen gesehen, aber von plötzlichen Muttergefühlen oder unendlicher Liebe kann ich leider nicht berichten.
Ich war einfach so kaputt, mir tat jeder Knochen / Muskel weh und ich konnte kaum noch die Augen offen halten.

Patrick wurde nach Hause geschickt und ich sollte unter die Dusche gehen. Wobei von gehen nicht wirklich ne Rede sein kann, ich bin geschlurft und hab mich überall festgehalten. 

Gegen halb/um 3 wurde ich dann zurück in mein Zimmer gebracht und kurze Zeit später kam dann der Kleine in seinem Glaskasten zu mir ins Zimmer neben mein Bett.


Vor lauter Erschöpfung haben wir beide recht schnell geschlafen.

Hier ein paar Bilder:


Patrick im Kreissaal - das grüne Outfit steht ihm sehr gut ;) 
Das Foto habe ich von meinem Bett aus gemacht als die PDA gewirkt hatte. 



Und so unromantisch sieht der Kreissaal aus in denen wir waren. 
Hier ließ glaub die PDA langsam etwas nach.
Aber ich wollte ein Foto zur Erinnerung haben.



Baby LIAM - in diesen furchtbaren Glas/Plastikkästen.
Dieses Foto entstand in der Nacht als man den kleinen mir gerade gebracht hat.
Danach haben wir beide erstmal geschlafen - ich glaub bis um 7, da dann schon wieder die Visite kam.


Mein Baby am paar Stunden später, 
als ich ihn in mein Bett geholt habe um bisschen zu kuscheln.

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