Missed Abortion
heißt die Diagnose, die mir die Tränen in die Augen treibt und unsere kleine
heile Welt zerstört hat.
Von einem Moment
auf dem anderen ist der Traum einer eigenen Familie einfach zerplatzt wie eine
Seifenblase.
Am 15.04.2015, zwei Tage bevor
ich die 12. Ssw erreicht habe und zwei Tage bevor ich es auf Arbeit bekannt
geben wollte (da es auch noch mein Geburtstag war, hätte es super gepasst), war
mit einmal alles aus.
Als ich Frühs ins
Bad ging, um mich für die Arbeit fertig zu machen, hatte ich eine
Schmierblutung und sofort Panik und Angst.
Ich bin trotzdem
auf Arbeit gefahren und wollte mich ablenken „Wird schon nix schlimmes sein“,
versuchte ich mich immer wieder selbst zu beruhigen.
Aber natürlich
ging es nicht anders und ich musste im Netz recherchieren was es sein könnte
(Von alles bis hin zu nix, war die Antwort von Dr. Google).
Da ich es aber
nicht mehr weiter ausgehalten habe hab ich meinen Gyn angerufen und gefragt ob
ich gleich kommen könnte oder ob ich bis zum nächsten Tag warten solle (denn da
hatte ich meinen regulären Termin).
Die Schwester am
Telefon meinte ich könne gleich kommen.
Gesagt getan.
Es fühlte sich wie
eine Ewigkeit an im Wartezimmer, auch kam noch ein Notfall dazu, so dass es
nochmal länger dauerte.
Und dann war es
endlich soweit, mein Name wurde aufgerufen.
Mit weichen Knien
und schwitzenden Händen ging ich in den Behandlungsraum und erzählte meinem FA
was passiert war bzw. meine Sorgen.
Ich sollte gleich
auf den Stuhl und er hatte nachgeschaut und alles abgetastet.
Beim Abtasten
meinte er „Na die Gebärmutter ist auf jeden fall genau richtig entwickelt von
der Größe, dass stimmt uns doch schon mal positiv“.
Also ging es, mit
neuem Mut, ab in den Nebenraum zum Ultraschall.
Eine geschlagene
Ewigkeit verging bis der Arzt endlich was sagte und mit jeder Sekunde die
verging wurde die Angst wieder größer … und dann kam der Satz, den keine
werdende Mutter hören will: „Es sind leider keine Herztöne mehr zu hören“.
In dem Moment ist
meine ganze Welt zusammen gebrochen … von einer Sekunde auf die andere war mein
Optimismus hin und ich stand vor einem Scherbenhaufen.
Wieso?
Wieso mein
Krümelchen?
Wieso wir?
Oh mein Gott, mein
Kind, mein Krümel …
Danach hab ich
Alles nur noch wie unter Betäubung mitbekommen, ich weiß gar nicht mehr genau
was er mir alles erzählt hat, nur das ich gleich ins Krankenhaus fahren soll
und hat mir ne Überweisung in die Hand gedrückt.
Schon saß ich im
Auto und unter Tränen hab ich dann Patrick angerufen und ihm gesagt hat das es
kein Krümel mehr gibt und ich jetzt ins Krankenhaus muss.
Wie ich
dahingekommen bin, weiß ich gar nicht mehr.
Ich stand mit
einmal auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus.
Hatte die
Überweisung und den Mutterpass in der Hand und hab mir das erste und letzte
Foto von meinem / unserem Krümel angeschaut.
Die ganzen
Vorgespräche zogen sich eine Ewigkeit hin, zum Glück hat mich Patrick
überrascht und war ins Krankenhaus gekommen.
Ich weiß nicht ob
ich es allein gepackt hätte, diese Warterei, von einem Arzt zum anderen.
Ohne was zu trinken,
denn keiner konnte mir sagen ob ich an dem Tag schon dran komme oder doch erst
am nächsten, da ich zu dem Zeitpunkt noch nüchtern war.
Ein Unglück kommt selten allein …
Als ich dann bei
der Frauenärztin im Krankenhaus war, kam der nächste Hammerschlag.
Sie bestätigte mir,
dass keine Herztöne mehr vorhanden sind und sprach mich gleich wegen meiner
Zyste an.
Diese ist in den
letzten Wochen anscheint auch noch gewachsen und hat eine etwas komische
Struktur gebildet, also soll die auch raus.
Doch was dann folgte,
verpasste mir an dem Tag den nächsten Schlag.
„Ihr rechter
Eierstock hat aufgrund der Zyste kein funktionales Gewebe mehr, den könnte man
da dann auch gleich mit entfernen“.
Bitte WAS???
Erst mein Baby und
jetzt auch noch meinen Eierstock?!
Das kann nur ein
Albtraum sein, bitte bitte lass mich endlich aufwachen.
Ich kann das nicht
mehr.
Doch es war kein
Traum, es war die bittere Realität.
Ich habe mein Baby
verloren und ich werde meinen Eierstock verlieren.
Jetzt kann ich nur
hoffen, dass die Zyste gutartig ist und nicht da auch noch eine Hiobsbotschaft
kommt.
Ich wurde an dem
Tag natürlich nicht mehr operiert und gegen 14 Uhr sind wir endlich aus dem
Krankenhaus gekommen.
Abends stand ich
unter der Dusche und schaute an mir herunter, streichelte meinen Bauch und
redete mit meinem Krümel.
Wie kann es sein
das es dich nicht mehr geben soll?
Ich hab doch immer
dieses Ziehen im Unterleib gespürt, von dem jeder sagt das es die Mutterbänder
sind die wachesen.
Hab ich was falsch
gemacht?
Bin ich etwa schuld daran das es dir nicht gut ging?
Bin ich etwa schuld daran das es dir nicht gut ging?
Gestern stand ich
noch unter der Dusche und alles war okay … ich malte mir aus, wie wir dein
Zimmer gestalten könnten und wie du aussehen könntest.
Ob du ein Junge
oder Mädchen bist und egal was passiert, wir für dich da sein werden, du einen
tollen Vater bekommst und das deine Mum ihr bestes gibt um dir alles zu
ermöglichen.
Und nun ist alles
vorbei – als hätte es dich nie gegeben.
Am nächsten Tag
war ich schon vor dem Wecker munter und um 6 Uhr war ich schon im Krankenhaus –
obwohl ich erst halb 7 da sein brauchte.
Irgendwann kam ich
dann in mein Zimmer, musste mir den OP-Kittel anziehen und lag nun im Bett und
wartete.
…
Und wartete.
…
Und wartete.
…
Irgendwann kam
eine Ärztin und gab mir die Tablette, welche den Muttermund öffnen soll.
Und danach wartete
ich wieder.
…
Und wartete.
…
Und wartete.
…
Das warten war das
schlimmste. Denn da kamen die Gedanken.
Ich versuchte zu
schlafen und kurzzeitig schaffte ich es mich in den Schlaf zu weinen.
Mittlerweile
wurden die Schmerzen immer schlimmer.
Ich weiß nicht ob
es Wehnen waren, denn so eine Art von Schmerz hatte ich noch nie.
Ein dumpfes ziehen
was in kürzesten Abständen immer und immer wieder kam.
Irgendwann kam die
Ärztin und man ging mich an den Tropf, natürlich erst nachdem meine Arme
zerstochen waren, denn man hatte keinen guten Zugang gefunden.
In der Zwischenzeit
bekam ich wieder einen Weinanfall – denn meine Nerven waren nur noch hauchdünn
und eigentlich gar nicht mehr vorhanden.
Kurz vor um 11 Uhr
kam die Schwester dann rein und brachte mir den Beruhigungssaft.
Nach einer
weiteren gefühlten Ewigkeit war es soweit und man schob mich aus dem Zimmer.
Mittlerweile hatte der Saft angefangen zu wirken, ich bekam alles nur noch wie
im Tran bzw. neben mir mit.
Mit einmal war ich
auf einer anderen Pritsche (oder was auch immer), meine Decke war weg und mich bedeckte
nur noch ein schweres, dunkelblaues, warmes Tuch.
Und schon war ich
auch im OP-Saal – was ich allerdings nur noch wie im Rausch mitbekam und nur an
den großen runden Leuchten erkannte.
Da wurde mir
bewusst, dass ich nur noch ein paar Minuten meinen Krümel in mir haben werden …
mein Krümel … mein Baby.
Und schon liefen
wieder die Tränen.
Aber ich muss
sagen, das komplette OP-Team war echt super lieb und hat versucht mich zu
trösten.
Ein Satz ist aber
trotz des Saftes hängen geblieben – als die Ärztin meinte, ich solle mir keine
Gedanken machen, sie haben leider ganz ganz oft Patienten wie mich.
Jeden Tag (fast 2 –
3x) wird so ein Eingriff durchgeführt.
Wenn das wirklich
wahr ist – ist das doch einfach nur schrecklich.
Wie kann es denn
sein, dass so viele Schwangerschaften einfach abgebrochen werden (ob von der
Natur oder aus eigenem Wille).
War das schon
immer so und nur früher wusste man es nicht oder liegt das an der heutigen
Lebensweise?
Ich wachte dann langsam
im Aufwachraum auf und mit einmal wurde mir bewusst, ich bin keine Mama mehr.
Ich habe meinen
Körper wieder für mich allein, aber ohne dass ich mein Baby jemals sehen werde.
Irgendwann wurde
ich wieder in mein Zimmer geschoben und habe noch halb im Tran, Patrick eine
Nachricht geschrieben.
Kurze Zeit später
ging die Tür auf und er stand da.
Ich war so platt
und so glücklich ihn zu sehen und konnte es gar nicht glauben.
Er hat sich extra
frei genommen um bei mir zu sein.
Ich habe dann
immer wieder geschlafen und wurde von Minute zu Minute wieder fitter.
Die Schmerzen
waren zum Glück auch vorbei.
Gegen 18 Uhr
musste ich nochmal zu ein paar Ärzten und gegen 19 Uhr kam ich endlich aus dem
Krankenhaus raus.
Zuhause haben wir
nur noch ne Kleinigkeit gegessen und ich bin auf dem Sofa wieder eingeschlafen.
So unerwartet wie
die Schwangerschaft begonnen hatte, hat sie leider auch geendet.
Aber ich weiß, dass
ich mit Patrick an meiner Seite es schaffen werde und wir irgendwann unser Baby
in den Armen halten können und eine richtige Familie sind.
Dieser
Schicksalsschlag hat uns noch enger zusammen geschweißt.
Und mir nochmal
gezeigt, wie sehr ich diesen Mann liebe und das er ein super Vater sein wird.
Jetzt muss mein
Mutter-Herz nur langsam wieder anfangen zu heilen, dass wird allerdings noch
eine Weile dauern und es wird auch immer eine Narbe zurück bleiben.
Ich werde dich
immer lieben, mein Krümelchen, mein Baby ☆♥
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