Montag, 20. April 2015

Und mit einmal gibt es einen Stern mehr am Himmel … ☆



Missed Abortion heißt die Diagnose, die mir die Tränen in die Augen treibt und unsere kleine heile Welt zerstört hat.

Von einem Moment auf dem anderen ist der Traum einer eigenen Familie einfach zerplatzt wie eine Seifenblase.

Am 15.04.2015, zwei Tage bevor ich die 12. Ssw erreicht habe und zwei Tage bevor ich es auf Arbeit bekannt geben wollte (da es auch noch mein Geburtstag war, hätte es super gepasst), war mit einmal alles aus.

Als ich Frühs ins Bad ging, um mich für die Arbeit fertig zu machen, hatte ich eine Schmierblutung und sofort Panik und Angst.
Ich bin trotzdem auf Arbeit gefahren und wollte mich ablenken „Wird schon nix schlimmes sein“, versuchte ich mich immer wieder selbst zu beruhigen.
Aber natürlich ging es nicht anders und ich musste im Netz recherchieren was es sein könnte (Von alles bis hin zu nix, war die Antwort von Dr. Google).
Da ich es aber nicht mehr weiter ausgehalten habe hab ich meinen Gyn angerufen und gefragt ob ich gleich kommen könnte oder ob ich bis zum nächsten Tag warten solle (denn da hatte ich meinen regulären Termin).
Die Schwester am Telefon meinte ich könne gleich kommen.
Gesagt getan.

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an im Wartezimmer, auch kam noch ein Notfall dazu, so dass es nochmal länger dauerte.
Und dann war es endlich soweit, mein Name wurde aufgerufen.
Mit weichen Knien und schwitzenden Händen ging ich in den Behandlungsraum und erzählte meinem FA was passiert war bzw. meine Sorgen.
Ich sollte gleich auf den Stuhl und er hatte nachgeschaut und alles abgetastet.
Beim Abtasten meinte er „Na die Gebärmutter ist auf jeden fall genau richtig entwickelt von der Größe, dass stimmt uns doch schon mal positiv“.
Also ging es, mit neuem Mut, ab in den Nebenraum zum Ultraschall.

Eine geschlagene Ewigkeit verging bis der Arzt endlich was sagte und mit jeder Sekunde die verging wurde die Angst wieder größer … und dann kam der Satz, den keine werdende Mutter hören will: „Es sind leider keine Herztöne mehr zu hören“.

In dem Moment ist meine ganze Welt zusammen gebrochen … von einer Sekunde auf die andere war mein Optimismus hin und ich stand vor einem Scherbenhaufen.

Wieso?
Wieso mein Krümelchen?
Wieso wir?
Oh mein Gott, mein Kind, mein Krümel …

Danach hab ich Alles nur noch wie unter Betäubung mitbekommen, ich weiß gar nicht mehr genau was er mir alles erzählt hat, nur das ich gleich ins Krankenhaus fahren soll und hat mir ne Überweisung in die Hand gedrückt.
Schon saß ich im Auto und unter Tränen hab ich dann Patrick angerufen und ihm gesagt hat das es kein Krümel mehr gibt und ich jetzt ins Krankenhaus muss.

Wie ich dahingekommen bin, weiß ich gar nicht mehr.
Ich stand mit einmal auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus.
Hatte die Überweisung und den Mutterpass in der Hand und hab mir das erste und letzte Foto von meinem / unserem Krümel angeschaut.

Die ganzen Vorgespräche zogen sich eine Ewigkeit hin, zum Glück hat mich Patrick überrascht und war ins Krankenhaus gekommen.
Ich weiß nicht ob ich es allein gepackt hätte, diese Warterei, von einem Arzt zum anderen.
Ohne was zu trinken, denn keiner konnte mir sagen ob ich an dem Tag schon dran komme oder doch erst am nächsten, da ich zu dem Zeitpunkt noch nüchtern war.


Ein Unglück kommt selten allein …

Als ich dann bei der Frauenärztin im Krankenhaus war, kam der nächste Hammerschlag.
Sie bestätigte mir, dass keine Herztöne mehr vorhanden sind und sprach mich gleich wegen meiner Zyste an.
Diese ist in den letzten Wochen anscheint auch noch gewachsen und hat eine etwas komische Struktur gebildet, also soll die auch raus.
Doch was dann folgte, verpasste mir an dem Tag den nächsten Schlag.
„Ihr rechter Eierstock hat aufgrund der Zyste kein funktionales Gewebe mehr, den könnte man da dann auch gleich mit entfernen“.

Bitte WAS???

Erst mein Baby und jetzt auch noch meinen Eierstock?!

Das kann nur ein Albtraum sein, bitte bitte lass mich endlich aufwachen.
Ich kann das nicht mehr.

Doch es war kein Traum, es war die bittere Realität.

Ich habe mein Baby verloren und ich werde meinen Eierstock verlieren.
Jetzt kann ich nur hoffen, dass die Zyste gutartig ist und nicht da auch noch eine Hiobsbotschaft kommt.

Ich wurde an dem Tag natürlich nicht mehr operiert und gegen 14 Uhr sind wir endlich aus dem Krankenhaus gekommen.

Abends stand ich unter der Dusche und schaute an mir herunter, streichelte meinen Bauch und redete mit meinem Krümel.
Wie kann es sein das es dich nicht mehr geben soll?
Ich hab doch immer dieses Ziehen im Unterleib gespürt, von dem jeder sagt das es die Mutterbänder sind die wachesen.
Hab ich was falsch gemacht?
Bin ich etwa schuld daran das es dir nicht gut ging?
Gestern stand ich noch unter der Dusche und alles war okay … ich malte mir aus, wie wir dein Zimmer gestalten könnten und wie du aussehen könntest.
Ob du ein Junge oder Mädchen bist und egal was passiert, wir für dich da sein werden, du einen tollen Vater bekommst und das deine Mum ihr bestes gibt um dir alles zu ermöglichen.
Und nun ist alles vorbei – als hätte es dich nie gegeben.

Am nächsten Tag war ich schon vor dem Wecker munter und um 6 Uhr war ich schon im Krankenhaus – obwohl ich erst halb 7 da sein brauchte.
Irgendwann kam ich dann in mein Zimmer, musste mir den OP-Kittel anziehen und lag nun im Bett und wartete.
Und wartete.
Und wartete.
Irgendwann kam eine Ärztin und gab mir die Tablette, welche den Muttermund öffnen soll.
Und danach wartete ich wieder.
Und wartete.
Und wartete.
Das warten war das schlimmste. Denn da kamen die Gedanken.
Ich versuchte zu schlafen und kurzzeitig schaffte ich es mich in den Schlaf zu weinen.

Mittlerweile wurden die Schmerzen immer schlimmer.
Ich weiß nicht ob es Wehnen waren, denn so eine Art von Schmerz hatte ich noch nie.
Ein dumpfes ziehen was in kürzesten Abständen immer und immer wieder kam.

Irgendwann kam die Ärztin und man ging mich an den Tropf, natürlich erst nachdem meine Arme zerstochen waren, denn man hatte keinen guten Zugang gefunden.
In der Zwischenzeit bekam ich wieder einen Weinanfall – denn meine Nerven waren nur noch hauchdünn und eigentlich gar nicht mehr vorhanden.

Kurz vor um 11 Uhr kam die Schwester dann rein und brachte mir den Beruhigungssaft.

Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit war es soweit und man schob mich aus dem Zimmer. Mittlerweile hatte der Saft angefangen zu wirken, ich bekam alles nur noch wie im Tran bzw. neben mir mit.
Mit einmal war ich auf einer anderen Pritsche (oder was auch immer), meine Decke war weg und mich bedeckte nur noch ein schweres, dunkelblaues, warmes Tuch.
Und schon war ich auch im OP-Saal – was ich allerdings nur noch wie im Rausch mitbekam und nur an den großen runden Leuchten erkannte.
Da wurde mir bewusst, dass ich nur noch ein paar Minuten meinen Krümel in mir haben werden … mein Krümel … mein Baby.
Und schon liefen wieder die Tränen.
Aber ich muss sagen, das komplette OP-Team war echt super lieb und hat versucht mich zu trösten.

Ein Satz ist aber trotz des Saftes hängen geblieben – als die Ärztin meinte, ich solle mir keine Gedanken machen, sie haben leider ganz ganz oft Patienten wie mich.
Jeden Tag (fast 2 – 3x) wird so ein Eingriff durchgeführt.
Wenn das wirklich wahr ist – ist das doch einfach nur schrecklich.
Wie kann es denn sein, dass so viele Schwangerschaften einfach abgebrochen werden (ob von der Natur oder aus eigenem Wille).
War das schon immer so und nur früher wusste man es nicht oder liegt das an der heutigen Lebensweise?

Ich wachte dann langsam im Aufwachraum auf und mit einmal wurde mir bewusst, ich bin keine Mama mehr.
Ich habe meinen Körper wieder für mich allein, aber ohne dass ich mein Baby jemals sehen werde.

Irgendwann wurde ich wieder in mein Zimmer geschoben und habe noch halb im Tran, Patrick eine Nachricht geschrieben.
Kurze Zeit später ging die Tür auf und er stand da.
Ich war so platt und so glücklich ihn zu sehen und konnte es gar nicht glauben.
Er hat sich extra frei genommen um bei mir zu sein.

Ich habe dann immer wieder geschlafen und wurde von Minute zu Minute wieder fitter.
Die Schmerzen waren zum Glück auch vorbei.

Gegen 18 Uhr musste ich nochmal zu ein paar Ärzten und gegen 19 Uhr kam ich endlich aus dem Krankenhaus raus.

Zuhause haben wir nur noch ne Kleinigkeit gegessen und ich bin auf dem Sofa wieder eingeschlafen.

So unerwartet wie die Schwangerschaft begonnen hatte, hat sie leider auch geendet.
Aber ich weiß, dass ich mit Patrick an meiner Seite es schaffen werde und wir irgendwann unser Baby in den Armen halten können und eine richtige Familie sind.

Dieser Schicksalsschlag hat uns noch enger zusammen geschweißt.
Und mir nochmal gezeigt, wie sehr ich diesen Mann liebe und das er ein super Vater sein wird.

Jetzt muss mein Mutter-Herz nur langsam wieder anfangen zu heilen, dass wird allerdings noch eine Weile dauern und es wird auch immer eine Narbe zurück bleiben.

Ich werde dich immer lieben, mein Krümelchen, mein Baby ☆♥ 










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