Montag, 31. August 2015

Tag X … 11 + 5



Heute ist es soweit … der Tag vor dem ich mich schon ne Weile bissel gefürchtet habe…

Warum???

Bei Tag 11+5 setzte das letzte mal die Blutung ein.
Ein – zwei Tage vorher hatte ich ziemliche UL-Schmerzen, aber hab es auf das ziehen der Mutterbänder geschoben … aber als ich morgens ins Bad bin um mich für die Arbeit fertig zu machen, bemerkte ich die dunkelbraune Schmierblutung.
Bin zwar noch auf Arbeit gefahren und hab versucht mich selbst du beruhigen – so eine Schmierblutung ist manchmal ja auch nix schlimmes – frisches Blut wäre schlimmer.
Aber ich konnte an nix anderes mehr denken.
Es war damals an einem Mittwoch passiert, zum Glück macht mein Gyn mittwochs schon um 7 Uhr auf.
Schnell dort angerufen und ich durfte vorbei kommen … Obwohl ich am nächsten Tag meinen regulären Termin gehabt hätte.

Das alles hoffen und bangen und positiv denken sinnlos war, muss ich jetzt hier nicht nochmal erwähnen.

Aber man merkt immer wieder, dass kein Mensch der nicht selbst sowas miterlebt hat, sich vorstellen kann wie man sich fühlt und das man diese Gedanken nicht abschalten kann.
Nicht mal der eigene Partner.
Von jeder Seite hört man nur:
„Christin, denk positiv!“;
„Christin, es ist ne andere Schwangerschaft, es geht diesmal alles gut“;
„Christin, denk doch nicht immer daran, du musst positiv und optimistisch sein“ …

Positiv und Optimistisch vorn ARSCH!

Natürlich weiß man, dass es eine neue Schwangerschaft ist und dass man die nicht mit einander vergleichen kann.
Aber kein Mensch kann sich in so eine Lage bzw. Situation rein versetzten, der den ganzen Mist noch nicht einmal selbst erlebt hat!

Und ich habe doch verdammt noch mal das gute Recht mir Sorgen um mein Baby und um mich zu machen!!!
Es ist ja nicht so das ich 24h am Tag, 7 Tage die Woche pessimistisch bin – dann hätte ich es ja auch noch niemanden von der Schwangerschaft erzählt und würde auch nicht schon Babysachen shoppen und mir überlegen wie wir das Kinderzimmer gestalten könnten.
Dann würde ich mit MiniPeanut auch nicht sprechen und in unbeobachteten Momenten den Bauch streicheln!

Aber dieses gut gemeinte Geschwätz von den anderen geht einem echt auf den Keks und ich fühle mich so missverstanden.

Darf man denn nicht mal seine Sorgen mitteilen?
Gerade wenn das erlebte noch nicht mal so lange her ist (4 Monate ist es gerade mal her!).
Auch hat es nix damit zu tun ob man es noch nicht verarbeitet hat oder ob man damit schon abgeschlossen hat.
Selbst wenn ich erst in 2 oder 5 Jahren wieder schwanger geworden wäre, war das die SSW vor der ich mich mit am meisten fürchte.

Es sind so viele Sachen die dann passieren und auf einen zukommen wenn es schief geht.
Nicht nur das man mit dem Verlust des Babys zu Recht kommen muss – was schon schwer genug ist.
Was man fast nur schafft in dem man versucht es sich „schön“ zu reden:
„Es ist besser so, wer weiß was das Kind gehabt hätte“ usw.
Denn anders kann man es fast nicht verarbeiten.

Aber nein, es ist nicht „nur“ der Verlust des Babys und der Gedanke daran ob man vielleicht auch selbst Schuld daran ist … WAS WÄRE WENN …
Wenn es dann wenigstens gewesen wäre …
Fötus hat es nicht geschafft und geht mit einer vielleicht etwas stärkeren Blutung ab.
Aber nein, die Natur ist in der Hinsicht zu den wenigsten Betroffenen so gnädig.

Als Frau muss man dann noch zig Sachen über sich ergehen lassen.
Die ganzen Vorgespräche im Krankenhaus, noch mal gynäkologisch Untersucht werden um die Diagnose bestätigen zu lassen.
Um dann einen Termin zur Ausschabung zu bekommen.
An dem Termin kommt man natürlich nicht gleich dran sondern muss Stunde für Stunde warten, bekommt irgendwelche Medikamente reingepumpt bis es dann endlich Richtung OP geht.
Die ganze Zeit liegt man im Krankenhausbett, hat das OP-Hemd an und ist allein mit sich und seinen Gedenken / Zweifeln und Ängsten.

Und ja, ich bin in der Hinsicht so egoistisch und sage, dass das fast (wenn nicht sogar genauso) schlimm ist wie die Gewissheit das der eigene Körper nicht in der Lage war ein Gesundes Baby zu „produzieren“.

Jedesmal wenn man dann eine schwangere sieht wird man neidisch und fragt sich „Warum sie und nicht ich?!“
Und noch schlimmer ist es wenn man dann die Schwangeren sieht die viell. mit dickem Bauch noch rauchen aber dafür (für die Verhältnisse) gesunde Kinder bekommen.

Da nützt einen das ganze positiv denken und optimistisch sein reichlich wenig.

Am Donnerstag hab ich wieder einen Termin beim Doc.
Da bin ich dann 12+1.

Wenn da dann alles gut ist, dann werde ich mit Sicherheit aufatmen und „positiv in die Zukunft schauen“ … denn dann bin ich weiter als ich beim letzten mal gekommen bin.

Aber bis dahin, nehme ich mir das Recht raus so mit meinen Gefühlen umzugehen wie ich denke es sei für mich das richtige!!!

5 Kommentare:

  1. Fühl dich gedrückt! Ich weiß ganz genau was du meinst und hasse diese klugen Sprüche. Niemand der es nicht selbst erlebt hat weiß wie es sich anfühlt und man kann es nichtmal erahnen.
    Selbst jetzt wo "mein kritischer Tag" etwas länger zurück liegt habe ich teilweise richtige Angstattacken. Ich habe Angst vorm nächsten Arzttermin und gleichzeitig freue ich mich darauf, aber ganz ehrlich überwiegt oft die Angst. Egal wie positiv ich denke.

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    1. Fühl dich zurück gedrückt ... ja und oft kommen solche Sprüche von Personen die eine Bilderbuchschwangerschaft hatten, bei denen alles super lief.

      Klar kann ich dann dumm schwatzen und nochso gute Ratschläge geben.

      Aber man wird den Kritischen Tag nie vergessen und ist besonders zu der Zeit sehr Vorsichtig und Empfindlich .... ich hab ihn zwar jetzt überstanden aber trotzdem höre ich bei jedem dolleren ziepen auf ... oder wenn ne weile gar nix ist, werd ich nervös, weil ich mich unschwanger fühle ...

      Man macht ja keine Panik oder so, aber diese Sorgen und Ängste sind nunmal da ....

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    2. Besser könnte ich es nicht beschreiben.
      Gestern bei 12+6 war alles bestens, wie lange mich das trotz positiver Grundeinstellung beruhigt weiß ich nicht.
      "Tolle Tips" kommen meist von Frauen mit Traumschwangerschaft die diese Erfahrung nie machen musste und es sei ihnen gegönnt, aber dann sollen sie lieber den Mund halten.
      Fühl dich gedrückt!

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    3. Ganz genau .... oder auch jetzt, bei mir geht das ziehen der Mutterbänder ziemlich über den Rücken .. und darf mir überall anhören "Ach das geht wieder weg" ... Aber so gleichgültig als wenn ich eine Mimose wäre und mich nicht so anstellen sollte ... dabei hab ich manchmal das Gefühl das ich durchbreche.

      Und wir haben auf Arbeit auch eine die eine Traumschwangerschaft hat .. die wird von allen Seiten nur gelobt.
      "Ach L. das machst du so gut, du siehst so gut aus, du hast ja trotz der SS eine so tolle Figur ... Also Christin ist nicht so weit wie du aber hat schon mehr zugenommen" usw.
      Da könnte man echt ausrasten

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    4. Nicht ärgern lassen!!!
      Mit geht es ziemlich am A.... vorbei wie viel ich zunehme so lange es Babylein und mir gesundheitlich nicht schadet. Sollen soe sich doch alle um sich selber kümmern und die ach so tolle Kollegin in den Himmel loben. Du machst das alles für dein Baby und was anderes zählt nicht!

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